Unsere ausgefeilte Sprache gilt als einer der Faktoren, welche uns Menschen von Tieren unterscheiden. Auch wenn sich diese Unterscheidung mit zunehmendem Wissensstand über tierische Kommunikation zunehmend auflöst (sogar verschiedene Dialekte wollen bei einigen Tierarten schon entdeckt worden sein), ist die Komplexität der menschlichen Sprache doch nach bisherigem Kenntnisstand unerreicht und scheint eine geradezu überragende Stellung in der menschlichen Kommunikation einzunehmen, was durchaus stimmt, wenn der persönliche Kontakt, welcher Voraussetzung für die nonverbale Kommunikation (Gestik, Mimik etc.) ist, ausfällt.

Die Entwicklung der Sprache begann höchstwahrscheinlich mit der Notwendigkeit koordinierten Handelns verschiedener Individuen unserer Vorfahren, zum Beispiel bei der Jagd. Um große oder besonders gefährliche Tiere erlegen zu können, war es unabdingbar, eine möglichst schnelle und effektive Form der Kommunikation zu finden, welche auch funktionierte, wenn man mit seinem Gesichtssinn, den Augen, auf etwas anderes konzentriert war.

Die Belegung bestimmter akustischer Laute mit einer Bedeutung war die logische Folge. Dieses Prinzip liegt auch der heutigen Sprache zugrunde. Der Begriff, der zum Beispiel für einen bestimmten Gegenstand verwendet wird, hat grundsätzlich nichts mit dem Gegenstand selbst zu tun. Ein Stuhl heißt also nur deshalb Stuhl, weil wir irgendwann einmal gelernt haben, dass die Lautkombination „Stuhl“ das Sitzmöbel mit den vier Beinen, einer Lehne, und manchmal auch noch Armlehnen bezeichnet. Diese Festlegung ist jedoch willkürlich, genauso könnte der Stuhl Tisch, Haus oder Vogel heißen. Dieses Phänomen bildet auch den Grundstein für die Entwicklung der verschiedenen Sprachen und Dialekte, die eben andere Lautkombinationen für die einzelnen Gegenstände und Zusammenhänge verwenden.

Die Sichtweise der Sprache als feststehendes Faktum, welches sich nicht verändert, gilt jedoch als veraltet. Auch wenn es immer wieder Bestrebungen gibt und gab, Sprache zu konservieren, verändert sich die Sprache sowohl auf regionaler Ebene, als auch mit der Zeit einfach durch veränderte Anforderungen, wie die Notwendigkeit, neue Begriffe für neue Erkenntnisse oder Dinge zu entwickeln, ebenso wie sich die Bedeutung einzelner Wörter zunehmend ausdifferenziert.

Auch werden ständig neue Wörter, so genannte Neologismen erfunden, oder Wörter aus anderen Sprachen importiert, welche nach und nach Eingang in die Alltagssprache finden, und so schließlich „eingedeutscht“ werden. Unsere Sprache als etwas fertiges zu betrachten, ist also grundlegend falsch. Seit die Sprache als Mittel der Kommunikation von unseren Vorfahren entwickelt wurde, befindet sie sich in einem ständigen Prozess von Neuschöpfung und Vergessen, welcher wahrscheinlich nie abgeschlossen sein wird, solange sich die menschliche Gesellschaft verändert.